Denken Sie kurz nach!


Was hätten Sie an meiner Stelle getan, hätte Sie jemand wie folgt angesprochen:
„Bevor Sie es selbst merken, will ich es gleich sagen: ich bin der Teufel.“
Sehen Sie, Sie sind sprachlos, Sie stottern herum und drücken sich um eine Antwort, nicht wahr?
Ich dagegen war keineswegs verlegen und antwortete:
„Aha, ein Teufel in Menschengestalt sozusagen, und was spräche dafür, Ihnen zu glauben?“
Nun war er, so wie Sie, sprachlos, stotterte herum und drückte sich um eine Antwort.
„Also ...?“, ließ ich verlauten und wartete.
Die Sendepause des Burschen neben mir ließ mir Zeit, ihn aus den Augenwinkeln zu begutachten.
Er lehnte sich wie ich über die Mauer der Steinernen Brücke zu Regensburg und sah wie ich den Strudeln zu, die die Donau an den spitz zulaufenden Brückenpfeilern veranstaltete. Seine schwarze Joppe war an den Ärmeln etwas abgestoßen. Seine klobigen Gesundheitsschuhe waren nicht gerade mein Fall. Die Haare steckten unter einer hohen Pelzmütze – und das jetzt an diesem warmen Sommertag. Überhaupt schien er mir zu warm gekleidet für diese Jahreszeit.
„Also ...“, begann er, „würde ich meine Pelzmütze lüften, bekämen Sie meine Hörner zu sehen, entledigte ich mich meiner Schuhe und Strümpfe, kämen meine Bocksfüße zum Vorschein, und furzte ich, dann träfe Sie der Odem der Hölle.“
Jetzt wären Sie auch überrascht gewesen, so eine abgezirkelte Antwort zu bekommen!
„Eines Furzes bedarf es keineswegs“, antwortete ich rasch, um das Vermeidbare abzuwenden, „meine Nase lässt sich auch ohne Furz nicht betrügen! Wenn ich daran denke, worin ich mich heutzutage alles aalen muss, ist es nicht verwunderlich, dass jemand wie ich sich mit so etwas auskennt, ich meine mit derlei Gerüchen. Und“, beeilte ich mich hinzuzufügen, „Sie riechen einwandfrei nach Schwefel. Das spricht zwar für Ihre Behauptung, aber es bedarf dennoch eines eindeutigen Beweises.“
Ich machte eine strategische Kunstpause und fuhr dann überlegen tuend fort:
„Irgend etwas Teuflisches müssten Sie schon machen, um mich zu überzeugen.“
Immer noch glotzten wir beide nach unten aufs Wasser der Donau.
„Wenn es nur das ist“, antwortete er laut auflachend und schnippte mit den Fingern.
Und schon, Sie werden irgend so etwas erwartet haben, schon brach die Steinere Brücke in sich zusammen. Die Donau erfasste den Kerl, ein Strudel wirbelte ihn mehrmals im Kreise und spie ihn dann aus, weit hinein in die Mitte des breiten Flusses, just dorthin, wo ich, nachdem die Donau meine überflüssigen und lästigen Kleider mitgenommen hatte, prustend schwamm.
„Helfen Sie mir“, rief er, „ich kann nicht schwimmen.“
Mit wenigen kräftigen Stößen grätschte ich auf ihn zu.
Und wären Sie dabei gewesen, hätten Sie sehen können, was die Regensburger Mädelchens über ihn und mich so oder ähnlich gerne singen oder sangen:

Als er auf die Mitt gekommen,
Kam ein großer Nix geschwommen,
Nahm den Teufel mit zur Stund,
Fuhr mit ihm in Strudels Grund.